Fütterung von Vögeln in den Gewässern
Das Füttern von Möwen, Schwänen, Stockenten und anderen Wasservögeln macht vor allem Kindern und älteren Menschen Freude. Besonders Enten und Schwäne sind das Ziel gutgemeinter Fütterungsaktionen, weil sie keine Scheu vor Menschen haben und gierig das angebotene Futter vertilgen. Hat ein Entenpaar auch noch Nachwuchs in Form von possierlichen Küken, ist die Fütterungsleidenschaft vieler Menschen nicht mehr zu bremsen. Teilweise wird extra gekauftes Toastbrot in schnabelgerechte Stücke geteilt und dann händeweise aus prallgefüllten Tüten an die "hungernden" Vögel verteilt. Dieses aus falsch verstandener Tierliebe herrührende Verhalten der Menschen hat für den Lebensraum Gewässer eine fatale Wirkung.
Das Überangebot an Futter lockt immer neue Enten zum jeweiligen Gewässer. Nicht aufgenommenes Futter sinkt im Teich zu Boden und führt dort zu Fäulnis oder lockt am Ufer liegende Ratten an. Der überhöhte Entenbesatz bedingt vermehrte Ausscheidungen der Tiere, was zu einem erhöhten Nährstoffgehalt und zu Fäulnisprozessen im Wasser führt. Der erhöhte Nährstoffgehalt des Wassers wiederum führt zu einem verstärkten Algenwachstum, wodurch der Sauerstoffgehalt des Wassers stark vermindert wird. Fischen und anderen wasserbewohnenden Tierarten steht somit nicht mehr ausreichend Sauerstoff zur Verfügung und sie gehen dann letztendlich zugrunde.
Der durch Anfüttern verursachte starke Entenbesatz hat aber nicht nur negative Wirkungen auf andere Tierarten und die Wasserqualität, sondern auch auf die gewässertypische Pflanzenwelt. Schilf- und Röhrichtbestände sowie auch die Unterwasserflora werden entweder direkt durch Fraß oder Trittschäden der Enten vernichtet oder indirekt über die schlechte Wasserqualität geschädigt. Auch die Böschungen der Gewässer sind bei starker Dominanz der Enten gefährdet. Durch Abfressen und "Plattwatscheln" der Grasnarbe verliert das Ufer seine Stabilität und rutscht ins seichte Wasser. Hinzu kommt, dass die durch übermäßiges Füttern ausgelöste Vermehrung der Enten im Winter dazu führt, dass für die Tiere nicht genug natürliche Nahrung vorhanden ist. Die der natürlichen Nahrungssuche entwöhnten Tiere werden dann entweder weiter "gemästet" oder sie gehen zugrunde. Insofern sind Fütterungsaktionen im Frühjahr, Sommer und Herbst abzulehnen, weil dadurch das Leiden der Wasservögel in strengen Wintern überhaupt erst ausgelöst wird. Wirkliche Tierfreunde füttern deshalb Wasservögel nicht.